Zum ersten Mal zugeschaut beim „Ironman“ in Roth habe ich 1996, ohne vorher selber einen Triathlon gemacht zu haben. Geplant war das Wettkampfdebut allerdings schon für den August 1996.
Trotzdem habe ich damals formuliert, dass wenn ich jemals eine Langdistanz machen sollte, ich auf jeden Fall in Roth an den Start gehen würde.
Nach vielen Jahren Triathlon „nach Lust & Laune & Zeitbudget“ habe ich 2019 mit strukturiertem Schwimmtraining bei Uwe begonnen, was im Jahr darauf zu kompletter Trainingssteuerung in den drei Disziplinen wurde. Eine meiner richtig guten Ideen, den trotz eigenen Trainerscheins hätte ich weder das Knowhow noch die Zeit gehabt, neben Familie und Beruf mir sinnvolle Gedanken übers Training zu machen. Und die wichtigsten Faktoren „nicht zu viel“, „nicht zu hart“ und manchmal eben durchziehen „auch wenns richtig weh tut“, hätte ich selber nicht beurteilen können.
Nachdem der Versuch der Onlineanmeldung in Roth für 2022 gescheitert war, habe ich 2023 dort zugeschaut und mich am Montag nach dem Challenge in die nächtliche Anmeldeschlange gestellt und bin glücklich mit der Registrierung für den 07. Juli 2024 nach Hause gefahren.
Roth sollte, nach Kopenhagen 2021, Glücksburg 2022 und Thun 2023 meine vierte Langdistanz werden und nach dem Erlebnis als Zuschauerin 2023 eindeutig die, auf die ich mich am meisten gefreut habe.
Nach einer frühen Saisonpause nach dem IM Thun begann das Training für Roth schon Mitte August 2023 mit den Zwischenzielen Frankfurt-Marathon im Oktober und der Mitteldistanz in Uelzen beim O‑See-Triathlon fünf Wochen vor Roth.
Nach einer erfolgreichen Mitteldistanz mit richtig guter Rad- und Laufleistung, 47 Trainingswochen mit 5 – 18 Trainingswochen und dem Gefühl, alles in der Vorbereitung gemacht zu haben, was nötig und möglich war, bin ich am Donnerstag Richtung Roth gestartet.
Glücklicher Weise war ich durch den Besuch im Vorjahr auf das „Megaevent Roth“ vorbereitet, und ich habs geschafft, die letzten Tage vor dem Start neben der Registrierung, der Wettkampfbesprechung und der Radabgabe trotzdem entspannt zu gestalten, was nirgends so schwierig ist, auf Grund des unglaublichen Angebots an Events, wie in Roth.
Die letzte Nacht vor dem Challenge verlief kurz, aber ruhig und ich fühlte mich bereit, körperlich insbesondere vorbereitet durch die wettkampfspezifischen Einheiten der letzten Wochen und der Tapering-Phase, die von Uwe genau auf den Punkt geplant waren, und mental sicher durch Pacing Empfehlungen für alle Disziplinen, die sich gut machbar anhörten.
Der Morgen am Kanal begann eher kühl, aber trocken und die Zeit bis zu meinem Schwimmstart um 7.45 Uhr in Startgruppe 14, eingeteilt nach einer selber definierten Zielsetzung von 11.15 Stunden, nachdem meine bisherige Bestzeit aus Glücksburg bei 11.29 Stunden lag, verging erstaunlich schnell.
Nach dem Aufruf der Startgruppe klettert man in den Kanal, schwimmt vielleicht 100m bis zur Startlinie und beim Startschuss geht’s los, immer geradeaus mit zwei Wendebojen, keine Möglichkeit, sich zu verschwimmen, aber durch die vielen Menschen erstaunlich kabbelig und für mein Gefühl unerwartet langweilig😊, so war ich echt froh, nach 1:13 Stunden das Schwimmen beenden zu dürfen. Etwas langsamer als erhofft, aber völlig ok. Aufs Radfahren in Roth habe ich mich richtig gefreut, schöne Wellen, schnelle Abfahrten, mit Greding ein richtiger Anstieg und das Erlebnis, den Solarer Berg zum ersten Mal selber zu fahren. Trotz einer verregneten ersten Runde lief das Radfahren richtig gut. Selten hatte ich vorher in Wettkämpfen so oft das Gefühl zügig zu fahren und dabei Spaß zu haben. Der Solarer Berg ist, vor allem in der ersten Runde wirklich ein unfassbares Erlebnis!
Nach 5.34 Stunden mit gleichmäßiger Leistung, einem tollen Gefühl und komplett verzehrter Wettkampfernährung bin ich dann auf die Laufstrecke gegangen.
Der erste Kilometer in Roth rollt erstmal richtig schön mit ein paar bergab Passagen und beim Blick auf die Uhr stand dort nicht, wie angedacht 5:40 für den Kilometer, sondern 5:13, ups und ich hatte direkt Uwes Stimme im Ohr, nicht zu schnell anzugehen.
Das weitere Pacing hat aber gut funktioniert, der erste Halbmarathon am Kanal mit der angedachten Geschwindigkeit lief rund. Beim letzten Durchlaufen der berühmten Lände wurde das Gefühl langsam etwas schwerer und anstrengender, aber bis zum Schluss konnte ich mich gut mit Cola verpflegen, denn die Gels waren irgendwann so gar nicht mehr lecker, konnte komplett durchlaufen und hatte auch im Anstieg nach Büchenbach das Gefühl im Vergleich mit vielen meiner Mitstreiter*innen noch richtig gut vorwärts zu kommen. Die letzten zwei Kilometer auf dem Rother Pflaster hätte ich nicht mehr dringend gebraucht😊, aber auch die vergingen und der Einlauf ins Stadion ist einfach toll.
Erst nach dem Zieleinlauf habe ich dann beim Ablesen meiner Uhr registriert, dass ich es tatsächlich in 10.58 Stunden geschafft habe, das war tatsächlich meine geheime „wenn alles perfekt läuft“ Wunschzeit.
Ich konnte zwar das Zielbuffet nicht so richtig würdigen, weil ich einfach fertig war, aber was für ein toller Tag!
Uwe, das haben wir richtig gut gemacht und am Ende war es unglaublicher Weise Platz 2 in der AK50 und durfte am Montag zur Siegergehrung und einen Pokal entgegennehmen. Und das Siegerpodest bin ich ohne Hilfe vorwärts hoch- und runtergekommen, was eindeutig beweist, dass die Beine bestens vorbereitet waren auf den langen Tag.